[Tagebuch] Zu den Ursprüngen

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      [Tagebuch] Zu den Ursprüngen

      Guten Abend alle zusammen,

      hiermit eröffne ich meinen ersten Tagebucheintrag, ich hoffe es gefällt euch und freue mich auf eure Rückmeldung. Ich weiß jedoch nicht wie ich in nächster Zeit dazu kommen werde, einen Tag zu beschreiben, da dies doch etwas aufwendiger ist. Des Weiteren behalte ich mir vor, den Forentitel zu ändern, da ich noch nicht vollständig zufrieden mit diesem bin.

      Aber hier geht es um die Tagebuchführung, daher mache ich an dieser Stelle Schluss mit dem Vorwort:


      Prolog: Willkommen im Albtraum

      Klein und unscheinbar zog die Welt unter ihnen vorbei. Es war beinahe, als starre ein Betrachter, ein Wissenschaftler und Forscher durch eine Kuppel auf einen Mikrokosmos, eine kleine surreale Welt, die lediglich einem von ihm vorbereiteten Experiment diente. Häuser, Bäume, Flüsse und Berge, all das blieb hinter ihnen zurück, als das Festland hinter ihnen zurückblieb und einem weiten, grenzenlos wirkendem Ozean wich, der mit dem Horizont zu verschmelzen schien: dem Pazifik. Frei sein wie ein Vogel, die Welt mit all ihren Bindungen und Lastern hinter sich lassen, dies war lange ein bloßer Traum von Sehnsüchten und unerfüllten Hoffnungen geprägt, noch immer war es der Menscheint nicht gelungen, ihn zur Gänze zu erfüllen, die Erde war noch immer die wichtigste Grundlage ihrer Existenz, doch ein erster Schritt war bereits in diese Richtung getan, sie konnten fliegen, sie waren den Vögeln ähnlich. Legenden und Sagen entstanden, sie handelten von den tiefsten Wünschen der Menschen, doch diese spiegelten nicht nur die Sehnsüchte ihrer Verfasser wieder, sondern auch ihre Ängste und Befürchtungen, so gelang es dem Ikarus die Erde zu verlassen und flog empor zum Firmament, als er jedoch der Sonne zu nahe kam, verbrannten seine Flügel und er stürzte herab. Die Gefahren, die diese neuen Technologien mit sich brachten, wurden bereits mehrfach in Filmen und Videospielen aufgearbeitet und behandelt. So ging es mit dieser Thematik oftmals die Frage nach der menschlichen Sterblichkeit einher und der Wunsch, die Erde sowie den biologischen Mangel hinter sich zu lassen, der Mensch wollte nicht das Schicksal anderer Lebensformen teilen, wie das der Dinosaurier, die an der KT-Grenze vor 65 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag, der den heutigen Golf von Mexiko bildete, ausstarben.

      Er schüttelte den Kopf, versuchte diese unangenehmen Gedanken an die eigene Sterblichkeit abzuschütteln, doch als er den Blick aus dem Fenster seines Privatflugzeuges warf, hatte er das Gefühl, seine Eigenweide würden sich zusammenziehen und in seinem Kopf bildete sich eine böse Vorahnung, diese gewann stetig an Intensität und ließ sich nicht einfach vertreiben, es war die Erkenntnis, die böse Vermutung, dass diese Reise ein Fehler war, dass er hätte umkehren sollen. Ein säuerlicher Geschmack breitete sich in seinem Mundraum aus, nur mit Mühe konnte er ein Würgen unterdrücken. Das Wetter war umgeschlagen, der vormals azurblaue Himmel mit den Vögeln war wolkenbedeckt, auch der Ozean war scheinbar verschwinden, das tiefenblaue Wasser, in dem sich die Sonne gespiegelt hatte, er hatte das Gefühl, blind durch den Himmel zu gleiten, vor seinem geistigen Auge sah er die Maschine an einem Felsen zerschellen. Auch dieses Bild schüttelte er ab, er haftete seinen Blick auf die offenstehende Cockpittür, dahinter konnte er zwei Gestalten ausmachen, die sich gedämpft unterhielten, der Raum wurde von roten Kontrolllämpchen erleuchtet und tauchte den ganzen Raum in ein blutrot. Sich selbst beruhigend schloss der Mann mittleren Alters die Augen, erst eine Woche zuvor hatte er diesen Ausflug organisiert, es schien ein unmögliches Unterfangen, einen Piloten ausfindig zu machen, der todesmutig genug war, diesen Ausflug zu begleiten, doch mit den richtigen Argumenten ließ sich fast jeder Mensch überzeugen. Er hoffte auf etwas Erholung, fand jedoch das genaue Gegenteil, er sah ein Kind an seiner Seite, es schmiegte sich an seiner Schulter und schlief, wie er zurzeit, es schnarchte leise. Sie befanden sich ebenfalls in einem Flugzeug, doch handelte es sich der Größe nach vermutlich um eine Boeing. Schreie halten durch sein Unterbewusstsein und Bilder von Monstern. Angsterfüllt riss er die Augen auf, wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, ja nicht einmal, ob er wirklich geschlafen hatte, doch statt der erhofften Erholung fühlte er sich noch müder und ausgelaugter. Mühsam, leise ächzend erhob er sich von seinem Sitz. Es tat gut zu stehen, sein Rücken schmerzte und er war unsicher auf den Beinen. Das Flugzeug wurde durchgerüttelt und stöhnte wie ein sterbendes Tier. Vorsichtig, ganz behutsam, ging er einige Schritte und mit jeder Bewegung wurden seine Beine leichter, sein Gang selbstsicherer, seine Muskeln gewannen ihre Kraft zurück, dennoch konnte er seine düsteren Gedanken nicht hinter sich lassen, er konnte sie nicht einmal verdrängen und war von einer tiefen Traurigkeit erfüllt.

      Er ging auf das Cockpit zu, die beiden Piloten gingen professionell ihrer Arbeit nach, so wollte er sie nicht stören, stattdessen erblickte er auf einer kleinen Anrichte etwas Alkohol mit einer Scheibe Zitrone. Schnell stellte er mit dem dazu gehörigen Behältnis ein Martini her und schenkte sich ein Glas ein. Doch er fragte sich dabei, ob dies eine gute Idee war, er vertraute jedoch darauf, dass der Alkohol seine Albträume lindern würde, so dass er etwas Ruhe finden konnte. Anschließend durchsuchte er hektisch seine Hosentaschen, bis er fand, wonach er verzweifelt gesucht hatte und schon beinahe befürchtete, dass er es verloren hatte, das Feuerzeug. Es war ein Erbstück seines Vaters gewesen. Er prostete ihnen alle zu, all jenen, die er überlebt hatte, seinen Eltern, dem Kind, eine Träne lief seine Wange hinab. In einem Zug leerte er das Glas und stellte es zurück. Nachdem er sich etwas bewegt hatte und hoffte, dass nun der Alkohol seine berauschende Wirkung entfalten sollte, ging er zurück zu seinem Platz. Er blickte auf seinen Laptop, so vieles musste er noch vor der Landung erledigen, so vieles musste vorbereitet und geklärt werden, doch sie waren noch einige Stunden unterwegs, er wollte noch etwas Frieden finden, bevor der Stress für ihn weiterging, die Zukunft würde noch gefährlich genug werden. Das Dröhnen der Maschine schien lauter zu werden, die Erschütterungen stärker, doch vermutlich bildete er sich das auch nur ein, er hoffte, dass der Alkohol nicht die negativen Emotionen verstärken würde. Seine Lieder glitten zu, als plötzlich eine Explosion das Flugzeug erschütterte, ein Wandsegment neben dem Cockpit war herausgerissen worden und verschwand in der Tiefe. Das Flugzeug schien außer Kontrolle zu geraten, ganz langsam, wie in Zeitlupe, begann es sich um die eigene Achse zu drehen, doch merkwürdiger Weise empfand er keine Angst, leidlich Bedauern, darüber, einen geliebten Menschen den Tode preisgegeben zu haben. Dann ging alles sehr schnell, ein Ruck durchfuhr das Flugzeug und ein Sitz raste auf ihn zu und traf ihn am Kopf, das letzte was er verspürte war Dankbarkeit, Dank dafür, dass er den Untergang der Maschine nicht mitbekam.


      Doch wurde er vom Schicksal wieder einmal enttäuscht, seine Lungenflügel füllten sich mit Wasser, das war das Erste, was er wieder mitbekam, nachdem er erwachte, der verzweifelte Versuch zu atmen. Hektisch sah er sich um, schwamm zu dem Loch in der Wand, doch Trümmer versperrten ihm diesen Ausweg und hinderten ihn am Vorankommen. Die Piloten waren bei dem Absturz ums Leben gekommen und ihre festgeschnallten Leichname bewegten sich sanft und schaurig im Wasser. Seine Lunge brannte, er wollte atmen, langsam begann seine Sicht zu verschwimmen, seine Augen brannten und jeder Muskel schmerzte. Das Heck des Flugzeuges war beim Aufprall auf das Meer weggerissen, vielleicht waren sie auf einen Felsen gestürzt und das Heck war daran zerschellt, wenn dem so war, dann hatte er Glück, denn schnell hätte das gesamte Flugzeug dabei zerstört werden können, dann befänden sich nun vermutlich drei Leichname an Bord des Wracks. Schnell schwamm er auf diese Öffnung zu, um ihn her ächzte und kreischte es, als das Flugzeug in die Tiefe sank. R wusste nicht, wie tief er war, wenn sie zu weit gesunken waren, würde er sterben, schon jetzt drohte er das Bewusstsein zu verlieren, kämpfte gegen die drohende Ohnmacht an. Er schwamm an seinem Martiniglas vorbei und fragte sich unsinniger Weise, was man eines fernen Tages sagen würde, wenn diese Maschine geborgen werden sollte und man das Martiniglas dabei fand. Das gab ihm erneut Kraft, er wollte leben und sollte er seine Mission vollendet und auch das noch überlebt haben, dann könnte er selber hiervon Zeugnis ablegen. Die Schiffshülle blieb hinter ihm zurück und weiter, offener Ozean umgab ihn. Trotz des kühlen Nass konnte er die Hitze spüren, Kerosin war ausgelaufen und in Flammen aufgegangen. Dies bedeutete, dass er sich nahe der Wasseroberfläche befand. Unter sich war das Flugzeug vorerst auf einem Felsen zum Erliegen gekommen, dies war sein Glück und so schwamm er nach oben, fast schon glaubte er es nicht mehr zu schaffen und fragte sich, wie albern es war, kurz vor der Wasseroberfläche zu ertrinken. Da durchstieß er die Wellen und konnte endlich wieder atmen. Er hustete, versuchte all das Wasser aus seiner Lunge zu pressen, dabei drohte er immer nach unten gedrückt zu werden, als Wellen über ihn hinwegbrandeten. Flamen züngelten auf dem Meer um ihn herum, dahinter Wasser, nichts als Wasser und eine stürmische, tosende Flut. Nicht mehr lange, dann würden seine Kräfte versiegen und er würde untergehen und ertrinken, all seine Bemühungen wären dann vergebens gewesen. Mutlosigkeit drohte ihn zu überwältigen. Alles was ihn ausmachte, all seine Träume, Wünsche und Ängste, all das würde mit ihm sterben. Von der Maschine selbst ragte lediglich ein Flügel mit einer rotierenden Düse aus dem Wasser und davor…

      Sein Atem stockte, noch einmal, ein letztes Mal mobilisierte er all seine Kräfte. Träumte er oder war da tatsächlich ein Schlauchboot? Die Gedanken an die nächsten Stunden, wie es weitergehen sollte, verdrängte er und konzentrierte sich lediglich auf das Hier und Jetzt. Er wollte eigentlich eines mitgenommen haben, jedoch hatte man ihn dazu drängen wollen, ein Motorboot zu nehmen, für Notfälle hatte man gesagt, dies lag nun höchstwahrscheinlich am Grund des Meeres. Das Schlauchboot hingegen schwamm voll aufgeblasen hektisch auf den Wellen hin und her. Stetig kam er auf das Boot zu, er schätzte die Entfernung, drei Meter. Mit einer animalischen Entschlossenheit, die er nur selten verspürt hatte, kämpfte er mühselig gegen die Wellen an, das Schicksal schien seinen Fortbestand verhindern zu wollen, es lächelte feindselig und boshaft auf ihn herab. Einen Meter noch, seine Bewegungen wurden hektischer, verzweifelter, kraftloser. Dann spürte er die Leiter zwischen seinen Fingern, er umklammerte sie und zog sich stöhnend hoch. Erschöpft erreichte er den Rand und ließ sich in das Innere fallen. Neben sich sah er ein Paddel liegen, ein letztes Mal erhob er sich und nahm das Paddel auf, um sich damit vom Flugzeug zu entfernen, er wollte so viel Distanz zwischen sich und der Maschine bringen, wie es ihm möglich war. Die Düse des Flugzeuges wurde lauter und zerrte an ihm. Es war ein trauriges Bild, verzweifelt versuchte die Düse ihre Arbeit fortzuführen, während dieser Stahlkoloss bereits den Prozess des Sterbens überschritten hatte. Mit einer Explosion beendete die Düse ihre Arbeit, Funken regneten auf ihn herab. Der Druck riss ihn von den Beinen, er war zu erschöpft, um sich erneut aufrichten zu können, spürte jedoch die Bewegungen des Gummibootes. Sein Blick wurde Trübe, seine Lider schlossen sich. Schwärze umfing ihn, machte die Welt still, das Letzte was er vor seinem geistigen Auge sah, war der Körper eines toten Kindes, umringt von Monstern, die sich in den Schatten der Bäume und Büsche verbargen, sie gaben unmenschliche Schreie von sich. Dann Stille.